Tatüü Tataa, die e-mail ist da...

Die elektronische Post ist zu einem aeusserst wichtigen Kommunikationsmittel geworden, welches nicht nur fuer vereinzelte Netzwerk-Freaks kaum mehr aus dem Alltag wegzudenken ist. Wie aber werden die Briefe am einfachsten gelesen, geschrieben und verwaltet? Das zu UNIX gehoerende mail(1) ist nicht gerade das gelbe vom Ei. Was existieren aber fuer Alternativen?

Da gibt es einmal das SUN-Mail-Tool, was aber nicht gerade jederpersons Sache ist. Zum einen, weil es nicht ueberaus komfortabel ist, zum andern, weil es sich nicht so ohne weiteres remote ueber ein Terminal (z.B. von zu Hause aus ueber ein Modem) bedienen laesst. Emacs-User werden nun unverzueglich die Bemerkung einbringen, dass Emacs alle diese Probleme bestens umgeht mit seinem mail-modus. Aber auch der Mega-Editor will erst einmal beherrscht sein. Was bleibt also uebrig? Natuerlich Elm.

Elm ist sowohl auf den rifrafs wie auch im G26 installiert (in /opt/local/bin bzw. /usr/local/bin) und wird ueber den Befehl 'elm' gestartet. Bei der erstmaligen Benuetzung von Elm weist das Programm hoeflich darauf hin, dass es noch das eine oder andere Verzeichnis zum speichern seiner Daten braucht. Die beiden Fragen ueber die Erzeugung von ~/.elm und ~/Mail koennen getrost mit 'y' beantwortet werden.

Nachdem sich Elm voller Freude auf seinen Einsatz vorbereitet hat, meldet es sich mit dem Hauptmenu und wartet auf Eingaben. Den groessten Teil des Bildschirms nimmt das Inhaltsverzeichnis der aktuellen Mails ein. Mit den Pfeiltasten oder 'j' (rauf) und 'k' (runter) laesst es sich darin herumscrollen und mit 'Return' die gewuenschte Mail anzeigen. Im unteren Teil des Bildschirm ist eine kleine Hilfe, welche die wichtigsten momentan anwaehlbaren Kommandos enthaelt, sowie die Eingabezeile.

Jede der Zeilen im Inhaltsverzeichnis hat den gleichen Aufbau.

[Flags] Nr Datum Sender "("Lines")" Titel

Sind Flags vorhanden, so haben sie folgende Bedeutung:
N = Neue Mail (new); O = Alte, aber ungelesene Mail (old); U = Dringende Mail (urgent); D = Zu loeschende Mail (delete).
Nr ist die Nummer der Mail, Datum das Absendedatum der Mail, Sender der volle Name des Absenders, Lines die Anzahl Textzeilen der Mail und Titel deren Titel.

Als erstes sollte man sich Elm den eigenen Wuenschen entsprechend anpassen. Vom Hauptmenu aus kommt man mit 'o' zu den Optionen. Wichtig ist hier zuerst einmal die Einstellung unter 'e'. Je nach persoenlichen Praeferenzen kommt hier emacs, vi, joe, pico oder ed hin (falls sich der Editor nicht im normalen Suchpfad befindet, muss hier der ganze Pfad angegeben werden). Fuer langsame Verbindungen empfiehlt es sich auch noch, denn 'Arrow cursor' einzuschalten, da dann beim scrollen nicht immer die ganze invers dargestellte Zeile uebertragen werden muss sondern nur ein '->'.

Sind alle Einstellungen gemacht, speichert man diese mit '>' ab und geht mit 'i' zurueck zum Inhaltsverzeichnis. Nun ist alles bereit, um eine erste Testmail zu verschicken. Die Taste 'm' startet diesen Vorgang. Als Empfaenger der Mail setzt man am besten sich selbst ein, um niemanden unnoetig mit Junk-Mail zu belaestigen. Bei lokalen Kontos und gespeicherten Aliases (dazu spaeter mehr) zeigt Elm unmittelbar nach dem Eingeben der Adresse den richtigen und vollstaendigen Namen an. Als Titel draengt sich 'Test' geradezu auf. Bei der naechsten Frage braucht nichts eingegeben zu werden, man koennte aber auch noch Kopien der Mail an andere Personen verschicken. Im vorher eingestellten Editor gibt man nun den eigentlichen Text ein. Fuer diesen ersten Versuch genuegt ein Kuerzesttext. Fuer diejenigen, die sich noch nicht so sicher in der Welt der UNIX-Editoren bewegen, seien die Kommandos zum Verlassen der wichtigsten unter ihnen (den Editoren) nocheinmal in Erinnerung gerufen:
Emacs - CTRL-x CTRL-c (die Frage nach dem Abspeichern mit 'y' beantworten)
vi - ESC :q (vorher mit ESC :w speichern)
Zurueck bei Elm fragt dieser nun, was mit der soeben eingegebenen Mail geschehen soll. Hat man noch etwas vergessen, kann man die Mail mit 'e' nacheditieren. Sollte die Mail in der Zwischenzeit gaenzlich ueberfluessig geworden sein, kann man sie mit 'f' fortwerfen und sonst mit 's' senden. Fortgeschrittene koennen mit 'h' auch noch etwas im Header herumfummeln (ist aber meistens nicht noetig).

Nach dem erfolgreichen Abschicken der ersten Mail ist man wieder im Inhaltsverzeichnis, wo diese frueher oder spaeter auch als neu angezeigt wird. Falls es zu lange dauert, hilft ein Neueinlesen der Mailbox mit '$' nach. Ist sie endlich erschienen, kann man sie mit den Pfeiltasten anwaehlen und mit 'Return' anzeigen lassen. Und siehe da: Die Mail ist tatsaechlich beim Empfaenger angekommen. Das eingebaute Anzeige-Programm funktioniert aehnlich wie das UNIX-Kommando 'more': Mit 'Return' kommt man eine eine einzelne Zeile weiter, mit 'Space' zur naechsten Seite oder zur naechsten Mail, falls man schon am Ende der aktuellen angelangt ist. Von hier aus gibt es im wesentlichen drei Moeglichkeiten: Man kann die Mail zum Loeschen markieren (mit 'd', wobei dann gleich die naechste angezeigt wird, falls vorhanden), speichern (mit 's', sie kommt dann ins Mail-Verzeichnis und wird als geloescht markiert) oder beantworten (mit 'r', wie 'reply'). Letzteres ist sehr aehnlich wie das normale Senden, nur besteht hier noch die Moeglichkeit, die alte Mail in die neue hineinzukopieren. Um den alten Text vom neuen unterscheiden zu koennen, werden im alten '> ' vor jeder Zeile eingebaut. Durch dieses sogenannte 'Quoten' weiss der Empfaenger der Antwort genauer, worauf man sich in der Antwort denn nun genau bezieht. Aber achtung: Weniger ist hier manchmal mehr. Insbesondere bei langen Mails macht es wenig Sinn, alles zu quoten. Es reicht, wenn nur gerade die wichtigsten Zeilen nocheinmal ueber's Netz geschickt werden und die ueberfluessigen wieder geloescht werden. Natuerlich kann man auch beim Lesen einer Mail wie im Inhaltsverzeichnis mit den Pfeiltasten oder 'j' und 'k' zur jeweils naechsten oder vorhergehenden Mail springen. Die meisten Funktionen funktionieren uebrigens sowohl vom Inhaltsverzeichnis, als auch direkt von einer angezeigten Mail aus.

Nun noch zu einigen weiteren Funktionen im Inhaltsverzeichnis. Moechte man eine erhaltene Mail gerne an jemand anderen weiterleiten, so kann man das mit 'f' (forward) tun. Auf Wunsch wird vor dem Senden der Editor aufgerufen, sodass man in der Mail eigene Ergaenzungen und Kommentare anbringen kann. Natuerlich kann man vom Inhaltsverzeichnis aus auch Mails loeschen (genauer: als 'zu loeschen' markieren. Effektiv geloescht werden sie erst beim Verlassen von Elm oder beim Neueinlesen der Mailbox mit '$'), beantworten, weiterleiten, speichern oder drucken. Um eine versehentlich geloeschte Mail wieder zurueckzuholen, gibt man deren Nummer ein und Unloescht (hmm.. toent verdaechtig nach dem Unwort '95...) sie mit 'u'.

Gemaess Murphy's Law sind naturgemaess genau die Adressen die laengsten, die man am haeufigsten braucht. Wer es leid ist, taeglich die Adresse des Fern-Schach Partners mit Heinrich.Heinenmueller@hanselmine.hochenergieforschung.hochschule-hamburg.de eingeben zu muessen, dem kann Elm mit seiner Alias-Verwaltung nachhelfen. Diese erreicht man mit 'a' vom Inhaltsverzeichnis aus. Hier kann man sich die Liste der bereits eingegebenen Aliase anzeigen lassen ('l'), den Absender der gerade aktuellen Mail in die Alias-Datenbank aufnehmen und ihm ein Kuerzel verpassen ('a'), ein neues Alias einfuegen ('n') oder ein altes loeschen ('d'). Erzeugt man ein neues Alias, gibt man zuerst dessen Kuerzel oder Merkname ein (z.b. 'Heini' oder 'Schachpartner'), danach seinen vollen Namen und zum Schluss die komplette Mailadresse. Mit 'r' werden die neuen Aliase in der Datenbank gespeichert und man kommt zurueck in's Hauptmenu. Nun genuegt es beim Senden einer Mail nur noch das Kuerzel der jeweiligen Adresse anzugeben und Elm zeigt sofort den vollen Namen an und setzt die richtige Adresse in die Mail ein.

Nach dieser Tour d'Elm verlassen wir das Programm wieder (mit 'q') um auch dies einmal gemacht zu haben. Wurde eine Mail zum loeschen markiert (d.h. sie hat ein 'D'-Flag im Inhaltsverzeichnis), so fragt Elm nun, ob die Mail wirklich geloescht werden soll (sie ist dann fuer immer weg). Zum Schluss noch kommt die Frage, ob die Mails in's eigene Verzeichnis kopiert und dort gespeichert werden sollen, oder ob sie weiterhin im System-Mailfile bleiben sollen. Das kann man eigentlich machen wie man will, ich finde es aber besser, wenn man die Mails im eigenen Verzeichnis speichert, da es dann im spool-Bereich des Systems wieder genuegend Platz fuer neue Mails hat. Man sollte beim naechsten Starten von Elm aber darauf achten, dass die alten Mails nun nicht mehr im Haupt-Inhaltsverzeichnis sind, sondern in dem der empfangenen Mails. Dieses wird aus dem Hauptmenu erreicht mit 'c' fuer 'change folder' und '>' fuer 'received'. Dieses funktioniert genau gleich wie das Hauptinhaltsverzeichnis.

So, damit sollte nun das, was so zum taeglichen Leben mit e-mails noetig ist, erklaert sein. Wer noch nicht genug hat, kann sich mit einem Editor das File '~/.elm/elmrc' anschauen und darin nach Herzenslust Veraenderungen vornehmen. Dazu muss das File aber vorher aus dem Optionen-Menu von Elm aus einmal abgespeichert worden sein. Neben den normalen Optionen werden in diesem File auch die Defaults fuer viele haeufig wiederkehrende Fragen gespeichert. Zudem gibt es auch noch die Moeglichkeit, von jeder verschickten Mail automatisch eine Kopie in's Inhaltsverzeichnis der verschickten Mails zu legen, usw. Das File enthaelt auch Komentare, sodass Aenderungen nicht nach dem trial-and-reinstall-Verfahren gemacht zu werden brauchen.

Wer noch Fragen zu Elm hat, kann sich selbstverstaendlich auch noch persoenlich an mich wenden.

Happy mailing! Felix Rauch (IIIC/5)
frauch@iiic.ethz.ch