Unveröffentlichter Leserbrief zu einigen Wahlkampf-Inseraten im Tages-Anzeiger vom 16. August. Dieser Leserbrief wurde nicht verðffentlicht, weil der Tages-Anzeiger keine Leserbriefe zu Inseraten abdruckt.

Wahlkampf-Inserate

Es ist nicht zu übersehen: Die Wahlen stehen vor der Tür und die Parteien füllen die Zeitungen wieder mit ihren Inseraten. Das tragische dabei ist, dass sie uns Wähler dabei ohne rot zu werden anlügen. Im Tages-Anzeiger vom 16. August auf Seite 13 sind gleich zwei solche Beispiele untereinander. Oben Ständerätin Monika Weber vom LDU, die sich darüber beschwert, dass das Parlament "dieses Jahr voraussichtlich zwei Volksinitiativen für ungültig erklärt". Dabei gehörte auch Frau Weber zu jenen Politikern im Ständerat, die mit fadenscheinigen Argumenten in der Abstimmung über die Rechtmässigkeit der Volksinitiative zur Halbierung der Militärausgaben gegen die Gültigkeit gestimmt hat. Im Fernsehen hatte sie auch noch den Mut zu sagen, dass sie dies getan habe, weil sie gegen eine Halbierung der Militärausgaben sei. Wer so mit den Volksrechten umgeht, darf sich im nachhinein nicht als Beschützer derselbigen darstellen.

Sehr ähnlich wirkt das berüchtigte "Stiefel-Inserat" der SVP auf der selben Seite, das sich gegen "linke und andere heimatmüde Parteien" wendet, die "die Volksrechte verschachern" wollen. Aber die SVP tut genau das, indem sie Volksinitiativen, die ihr nicht gefallen, für ungültig erklärt und für eine Verschärfung der Volksrechte und zusätzliche Hürden beim Sammeln von Unterschriften für Initiativen eintritt. Sie verkauft selbst ihre eigenen Wähler für dumm.

Sind die Schweizer Wählerinnen und Wähler wirklich so desinformiert, dass sie alles glauben, was ihnen die Parteien vorsetzen?


Last change: 11-APR-1996
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